Mohnblüten-Quilt nähen
Auch in diesem Jahr freuten wir uns auf den Workshop mit Magrit Kopf auf dem Scheersberg.
Schon häufiger habe ich hier über diese tolle Woche berichtet. Aber leider fiel auch dieses Treffen wegen der Pandemie aus. Stattdessen gab es einen Online-Kurs, in dem Magrit und ihr Mann uns jeden Tag Anregungen schickten: wir waren auf den virtuellen Spaziergängen an der Flensburger Förde am Strand, auf der Halbinsel Habernis im Moor und rund um den Scheersberg sahen wir die wunderschönen Bauerngärten. Motive, die wir für unsere Arbeiten nehmen konnten, gab es jeden Tag per email oder Smartphone. Zum Ende gab es sogar einen virtuellen Gemeinschaftsquilt mit all den Arbeiten, die wir im home-atelier angefertigt hatten.
In diesem Jahr wollte ich keinen Rapsblütenquilt nähen. Ich hatte mir die vielen Mohnblumen am Wegesrand ausgesucht. Entscheiden musste ich mich noch, ob es die kleinen wilden, die bunten Islandmohnblüten oder der große Gartenmohn werden sollten.
Musterblöcke ausprobieren:
Bei dem ersten Block habe ich mit den freien Viertelkreisen gearbeitet:
Bei dem zweiten Block habe ich es mit aufgenähten Dreiecken versucht:
Beide Methoden habe ich Euch auch schon gezeigt.
Die runden Blüten kennt Ihr von meinen rot-weißen Quilts und von den freien Blüten beim Patchen und Quilten ohne Konventionen. Die Links zu meinen passenden Beiträgen findet Ihr am Ende des Beitrags.
Die aufgenähten freien Dreiecke sind eine Idee von Gwen Marston. Ihre Bücher habe ich „verschlungen“, sie leitet uns an und gibt uns Mut zum freien Arbeiten. Das Buch „Liberated Quiltmaking“ war doch der Renner für alle, die endlich ihr „Freischwimmen“ beim Patchen machen wollten. 2013 habe ich Euch den Quilt mit den tanzenden Sternen nach einer Anregung aus dem Buch gezeigt. Und in diesem Online-Workshop wollte ich wieder mit den Dreiecken arbeiten und einen Erinnerungsquilt an Gwen Marston, die im vorigen Jahr leider gestorben ist, anfertigen.
Entwerfen mit dem Quiltprogramm der Sticksoftware V8
Um die Wirkung der verschiedenen Blöcke auszuprobieren, habe ich das Quiltprogramm der BERNINA-Sticksoftware V8 angewendet. Auf dem Scheersberg im Kurs wäre es nicht möglich gewesen, aber jetzt zu Hause konnte ich ja mit dem Programm arbeiten. Meine Quilts entstehen eigentlich nie im Quiltprogramm, ich arbeite lieber spontan an der Nähmaschine. Aber hier konnte ich den Unterschied schnell erkennen und mich für die Dreiecke entscheiden.
Ich habe die Blöcke mit den Rundungen und den Ecken gezeichnet:
Ein Quilt mit diesen Blöcken könnte dann so aussehen:
Und dann die Blöcke auf die Spitze gestellt – „ on point“ – so gefallen sie mir am besten:
Entschieden habe ich mich für die kleinen Dreiecke, sie ähneln den kleinen Islandmohnblüten.
Crazy-four-patches nähen:
Für den Untergrund habe ich mir die Crazy-four-patches ausgesucht.
Meine Stoffauswahl war schnell ausgesucht, die türkis-grünen Stoffe hatte ich mir für ein anderes Projekt ausgesucht, mich dann dort aber für einen Uni-Farbton entschieden.
Meine Stoffe für den Untergrund:
Ideal ist dann ja die Kombination mit den roten Blüten. Türkis und rot stehen sich im Farbkreis gegenüber, sind also ideale Partner, es sind Komplementärfarben.
Die Streifen habe ich 13 cm breit zugeschnitten.
Insgesamt benötige ich 72 Quadrate 13 x 13 cm für meine Quiltgröße. Alle zuschneiden, ergänzt habe ich noch mit einigen dunkleren Farben – und los geht’s.
Jetzt eine kleine Kurzanleitung, genaueres findet Ihr in meinen Beiträgen über das Patchen und Quilten ohne Konventionen: Crazy Four Patch, Crazy Nine Patch
- Ich lege 4 Quadrate übereinander,
- Und schneide sie 2x schräg durch, frei oder mit dem Lineal.
- Jetzt verteile ich die 4 Farben so, dass jede Farbe in jedem Block vorkommt,
- Auf Papierbögen legen und neben die Nähmaschine legen.
- Ich nähe immer 2 nebeneinanderliegende Teile zusammen.
- Dabei müssen die „Öhrchen“ – hier bei den schrägen Schnitten sind sie etwas kleiner – oben und unten etwas überstehen.
- Danach nähe ich 2 Paare zusammen, die Nähte werden vorher ausgestrichen, das Fingerbügeln reicht.
Alle Blöcke verteile ich auf meiner Pinwand, da wird noch viel hin und her verschoben. Der Farbverlauf von oben hell nach dunkel in der unteren linken Ecke muss noch etwas nachgebessert werden:
Die zugeschnittenen Dreiecke für die Mohnblüten verteile ich dann auch auf meiner Pinwand – leider etwas unscharf, aber das Foto konnte ich nicht wiederholen:
Annähen der Dreiecke:
Genauer könnt Ihr es wieder bei den tanzenden Sternen sehen. Ich wiederhole hier kurz die Nähtechnik:
- Ich lege mir ein Dreieck über eine Ecke von meinem Crazy-Four-Patch-Block,
- Klappe es um und probiere so aus, ob es die Ecke abdeckt.
- Das Dreieck nähe ich rechts auf rechts an die Ecke.
- Die Überstände werden jetzt abgeschnitten, als Linie nehmt Ihr die Außenkanten des Crazy-Four-Patches.
- Jetzt das angenähte Dreieck zurückklappen und den Crazy-Four-Patch Block dort wegschneiden, dabei die Nahtzugabe stehen lassen.
Alle Dreiecke sind angenäht, vielleicht verteilt Ihr Eure Blöcke wieder neu:
Ich nähe jetzt die Blöcke paarweise, in 4er Blöcken oder in Reihen zusammen.
Zuschneiden der Dreiecke für die Außenkante eines Quilts:
Bei einem Quilt „on point“ müssen die Ecken noch mit Dreiecken ausgefüllt werden.
Die Dreiecke an den Außenkanten schneide ich mir so zu, dass der gerade Fadenlauf der Dreiecke immer an der Außenkante des Quilts entlangläuft. Der gerade Fadenlauf ist hier grün eingezeichnet, der schräge Fadenlauf hat eine rote Markierung.
Das geht dann aus diesen Quadraten für die vielen Dreiecke rundherum:
Die Quadrate haben als Seitenlänge die Diagonale der eingenähten Quadrate plus 2cm als Sicherheit. Mein Quadrat war 11,5 x 11,5cm, die Diagonale ist dann 16 cm lang. Dazu dann die 2cm, also schneide ich die Quadrate 18 x 18 cm zu und schneide zweimal diagonal durch.
Für die 4 Eckquadrate schneide ich genau anders:
Aus einem Quadrat kann ich nur 2 Dreiecke schneiden. Ich nehme die gleiche Größe wie bei den Four-Patches: also 11,5 x 11,5 plus 2 cm = 13,5 x 13,5 cm ist die Größe dieser 2 Quadrate für die Ecken. Und ich habe auch genügend Überstand zum Begradigen der Außenseite bei allen Dreiecken.
Diese Dreiecke haben jetzt auch einen geraden Fadenlauf an den Außenkanten.
Der gerade Fadenlauf:
Ich schreib es immer wieder, damit Ihr wirklich daran denkt und keine Probleme beim Zusammennähen der Blöcke bekommt:
Der gerade Fadenlauf ist wirklich sehr wichtig an den Außenkanten. Egal, ob es kleine Blöcke oder ein fertiger Quilt ist. Sobald die Außenkanten einen schrägen Fadenlauf haben, sind sie dehnbar und werden ausgedehnt beim Bügeln oder Weiterverarbeiten. Dann habt Ihr große Probleme beim Weiterverarbeiten. Eventuell müssen dann alle Blöcke begradigt – “getrimmt” werden, um sie wieder auf ein einheitliches Maß zu bekommen. Das ist unnötige Arbeit. Ein schräger Fadenlauf gehört immer mitten in einen Block, also zum Beispiel beim Zusammennähen von 2 Dreiecken näht Ihr diese Dreiecke immer an der Kante mit dem schrägen Fadenlauf zuerst zusammen. Dann habt Ihr automatisch an den Außenkanten den geraden Fadenlauf und eine bessere Stabilität.
Aber mit einem geraden Fadenlauf an den Außenkanten könnt Ihr jetzt problemlos den Quilt fertigstellen. Da bekommt Ihr keine Rüschen oder ausgeleierte Seitenkanten.
Die 3 Lagen: Quilt, Volumenvlies und Rückseite werden zusammengesteckt, geheftet oder – wer es mag auch geklebt.
Und jetzt beginnt der Spaß: viel Freude beim freien Quilten
Das Binding – ganz traditionell wird zum Schluss angenäht. Natürlich hier bei diesem Quilt in rot.
Fertig sind meine kleinen Islandmohnblüten:
Ich bin so froh, dass mich dieser Online-Workshop nach längerer Zeit mal wieder an die Nähmaschine gelockt hat.
Mein ganz großes Dankeschön geht dafür an Magrit Kopf und ihren Mann, die uns täglich online mit Anregungen versorgt und beim Arbeiten begleitet haben – Ihr wart grossartig!
Ob nun Mohnblüten, Lupinen oder Margeriten – viel Freude mit einem Blütenquilt
wünscht Euch
Eure Wiebke
Hier noch einmal die Links, die Euch auch bei diesem Quilt weiterhelfen können:
Wenn Ihr diese Links anklickt, kommt Ihr automatisch zu meinen Beiträgen mit den sehr ausführlichen Anleitungen:
Tolle Kurven – die Anleitung zum freien Schneiden
Red and White – die frei geschnittenen Blüten
Patchen und Quilten ohne Konventionen: Crazy-Four-patches, Crazy-Nine-patches
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